Viele Eltern in der Schweiz kennen die Situation: Das eigene Kind sitzt am Küchentisch, das Matheheft liegt vor ihm,
doch anstatt zu rechnen, schweift der Blick zum Fenster, zum Haustier oder zum Handy. Besonders Kinder mit ADHS haben
häufig Mühe, sich auf mathematische Aufgaben zu konzentrieren und fühlen sich schnell überfordert. Gleichzeitig ist
Mathematik ein zentrales Schulfach und spielt auch im Alltag eine grosse Rolle – vom Einkaufen bis zum Verständnis von
Fahrplänen oder späteren beruflichen Anforderungen.
In diesem Artikel erfahren Sie, weshalb Kinder mit ADHS im Fach Mathematik oft besondere Unterstützung brauchen,
welche typischen Anzeichen für Schwierigkeiten beim Rechnen auftreten und weshalb ein solides Verständnis von
geometrischen Zusammenhängen im Alltag wichtig ist. Zudem erhalten Sie praxisnahe Tipps und konkrete Beispiele aus dem
Schulalltag, wie Sie Ihr Kind gezielt unterstützen können.
Warum Kinder mit ADHS in Mathematik besondere Unterstützung brauchen
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) beeinflusst vor allem die Konzentrationsfähigkeit, Impulsivität
und oft auch die emotionale Regulation. Mathematik wiederum stellt hohe Anforderungen an genau diese Bereiche:
Kinder müssen mehrere Rechenschritte im Kopf behalten, sorgfältig arbeiten und längere Zeit fokussiert bleiben.
Typische Herausforderungen für Kinder mit ADHS im Fach Mathematik sind zum Beispiel:
- Probleme, sich über längere Zeit auf Aufgaben zu konzentrieren
- Häufige Flüchtigkeitsfehler, obwohl das Kind den Stoff eigentlich verstanden hat
- Schwierigkeiten, Rechenschritte in der richtigen Reihenfolge auszuführen
- Probleme mit dem Arbeitsgedächtnis (Zwischenergebnisse gehen schnell verloren)
- Frustration und Stress, wenn Aufgaben zu lange dauern oder zu komplex sind
Genau hier kann eine spezialisierte Unterstützung ansetzen. Angebote wie
Mathematik Nachhilfe bei ADHS
berücksichtigen nicht nur den Stoff der jeweiligen Klassenstufe, sondern auch die besondere Art und Weise, wie
Kinder mit ADHS lernen. Solche Nachhilfe fokussiert häufig auf kurze, abwechslungsreiche Einheiten, klare Struktur
und viel positive Rückmeldung.
Typische Anzeichen für Mathe-Schwierigkeiten bei Kindern
Viele Eltern sind unsicher, ob ihr Kind „einfach nicht gerne Mathe macht“ oder ob tatsächlich tieferliegende
Schwierigkeiten bestehen. Es gibt einige typische Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Ihr Kind im Bereich
Mathematik Unterstützung benötigt.
Verhalten im Alltag und in der Schule
- Ihr Kind vermeidet Mathehausaufgaben und schiebt sie immer wieder hinaus.
- Es wirkt beim Rechnen schnell frustriert, gereizt oder traurig.
- Es sagt häufig Sätze wie „Ich bin einfach schlecht in Mathe“ oder „Das kann ich sowieso nicht“.
- Tests und Prüfungen fallen trotz Üben immer wieder schlecht aus.
- Die Lehrperson weist darauf hin, dass das Kind beim Rechnen auffallend viele Fehler macht oder sehr langsam arbeitet.
Konkrete mathematische Auffälligkeiten
- Zahlen werden häufig verdreht (z. B. 63 statt 36).
- Plus und Minus werden verwechselt oder Rechenzeichen übersehen.
- Ihr Kind kann Einmaleins-Reihen kaum auswendig abrufen.
- Textaufgaben bereiten grosse Mühe, weil es schwerfällt, die relevanten Informationen herauszufiltern.
- Grössen wie Franken und Rappen, Längen oder Zeiten werden schlecht eingeschätzt.
Wenn Sie mehrere dieser Punkte bei Ihrem Kind wiedererkennen, kann es helfen, sich genauer mit
Mathe Probleme bei Kindern
auseinanderzusetzen und gegebenenfalls das Gespräch mit der Lehrperson oder einem Fachinstitut zu suchen.
Warum Geometrie im Alltag so wichtig ist
Viele Kinder fragen sich: „Wozu brauche ich das später?“ – besonders wenn es um Geometrie geht. Winkel, Flächen,
Körper und Koordinatensysteme wirken auf den ersten Blick abstrakt. Tatsächlich begegnet uns Geometrie aber täglich:
beim Möbelaufstellen, beim Abschätzen von Distanzen, beim Lesen von Karten oder beim Planen eines Regals, das genau
in eine Nische passen soll.
Für Kinder mit ADHS kann Geometrie zudem eine Chance sein, Mathematik einmal „anders“ zu erleben. Geometrische
Inhalte lassen sich oft mit Zeichnen, Basteln und Bewegen verbinden – also mit Aktivitäten, die vielen Kindern mit
ADHS leichter fallen als langes stilles Rechnen im Heft. Gerade deshalb ist es wertvoll, wenn Kinder lernen,
Geometrie verstehen und anwenden,
statt Formeln nur auswendig zu lernen.
Konkrete Alltagsbeispiele für Geometrie
- In der Wohnung: Passt das neue Bett ins Kinderzimmer? Wie viel Platz bleibt zwischen Wand und Schrank?
Hier sind Längen, Flächen und räumliches Vorstellungsvermögen entscheidend. - Im Strassenverkehr: Beim Velofahren oder zu Fuss ist es wichtig, Entfernungen und Winkel einzuschätzen –
zum Beispiel beim Abbiegen oder beim Überqueren einer Strasse. - Beim Basteln und Bauen: Viele Kinder bauen gerne mit Lego, Holz oder Karton. Sie arbeiten intuitiv
mit Formen, Symmetrien und Stabilität – alles geometrische Themen. - In der digitalen Welt: Computerspiele, Apps und Designprogramme basieren ebenfalls auf geometrischen
Strukturen, auch wenn man sie nicht direkt sieht.
Wenn Eltern diese Bezüge im Alltag bewusst ansprechen, können Kinder erleben, dass Mathematik mehr ist als nur
Zahlen im Heft: Sie entdecken, dass Mathe ihnen hilft, die Welt besser zu verstehen.
Praxisnahe Tipps für Eltern in der Schweiz
Als Elternteil sind Sie ein wichtiger Begleiter im Lernprozess Ihres Kindes. Gerade bei ADHS ist es hilfreich, wenn
der Alltag und die Lernumgebung bewusst strukturiert werden. Hier einige praxisnahe Tipps:
1. Feste Lernzeiten und kurze Einheiten planen
Kinder mit ADHS profitieren von klaren Routinen. Legen Sie nach Möglichkeit eine feste Zeit für die Mathehausaufgaben
fest – zum Beispiel jeweils nach einer kurzen Pause nach Schulschluss. Wichtiger als eine lange Lerneinheit ist die
Qualität: Lieber mehrere kurze Blöcke à 10–15 Minuten mit kleinen Pausen dazwischen, als ein einziges, zähes
„Marathon-Lernen“.
2. Ablenkungen minimieren
Ein ruhiger Arbeitsplatz hilft enorm. Entfernen Sie Spielsachen, Handy, TV oder andere Störquellen möglichst aus dem
Sichtfeld. Manche Kinder konzentrieren sich besser mit leiser Hintergrundmusik, andere brauchen absolute Stille –
probieren Sie gemeinsam aus, was Ihrem Kind guttut.
3. Mathe in den Alltag integrieren
Nutzen Sie Alltagssituationen, um spielerisch zu üben. Beispiele:
- Beim Einkaufen in Franken und Rappen rechnen („Wenn wir zwei Mal dieses Produkt kaufen, wie viel kostet das?“).
- Beim Kochen Mengen verdoppeln oder halbieren.
- Beim Zugfahren oder Busfahren Fahrzeiten und Umsteigezeiten vergleichen.
- Beim Wandern Distanzen und Höhenmeter diskutieren.
So erlebt Ihr Kind Mathematik als etwas Praktisches und Sinnvolles – nicht nur als Schulfach.
4. Positive Rückmeldung und realistische Ziele
Kinder mit ADHS erhalten im Schulalltag leider oft viele Korrekturen und negative Rückmeldungen. Umso wichtiger ist
es, dass sie beim Lernen Erfolge spüren. Loben Sie nicht nur richtige Ergebnisse, sondern auch die Anstrengung, das
Dranbleiben und kleine Fortschritte („Heute hast du die Aufgaben ohne grosse Diskussion angefangen – super!“).
Setzen Sie zudem realistische Ziele: Statt „Du musst eine 5 im nächsten Mathetest schreiben“, könnten Sie vereinbaren:
„Wir üben diese Woche gezielt die Einmaleins-Reihen, damit du dich im Test sicherer fühlst.“
5. Zusammenarbeit mit Lehrpersonen und Fachstellen
In der Schweiz besteht an vielen Schulen die Möglichkeit, mit der Klassenlehrperson, der Heilpädagogin oder einem
Schulpsychologischen Dienst zusammenzuarbeiten. Scheuen Sie sich nicht, diese Angebote zu nutzen. Ein offenes Gespräch
kann helfen, die Situation besser zu verstehen und passende Unterstützungsformen zu finden – etwa mehr Zeit bei
Prüfungen, reduzierten Aufgabenumfang oder zusätzliche Erklärungen.
Ergänzend kann eine individuelle Förderung ausserhalb der Schule sinnvoll sein, zum Beispiel durch qualifizierte
Nachhilfe, die sich auf die Bedürfnisse von Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen spezialisiert hat.
Mögliche Lösungsansätze: Struktur, Visualisierung und Bewegung
Kinder mit ADHS profitieren besonders von Lernstrategien, die das Arbeiten strukturierter, greifbarer und
abwechslungsreicher machen.
Struktur mit klaren Schritten
Hilfreich ist es, Rechenwege in kleine Zwischenschritte zu unterteilen. Statt nur „Löse die Aufgabe“ könnte der Ablauf
so aussehen:
- Aufgabe genau lesen.
- Wichtige Informationen anstreichen.
- Rechenweg in Stichworten notieren.
- Schritt für Schritt rechnen.
- Ergebnis kontrollieren.
Wenn dieser Ablauf immer wieder gleich geübt wird, gibt er Sicherheit und Routine.
Visualisierung und anschauliche Materialien
Viele Kinder mit ADHS denken bildhaft. Nutzen Sie daher Skizzen, Farben, Legosteine, Würfel, Münzen oder Zeichnungen,
um Aufgaben zu veranschaulichen. Besonders bei Geometrie und Textaufgaben ist es hilfreich, Situationen zu zeichnen
oder kleine Modelle zu bauen, statt nur abstrakt zu rechnen.
Bewegung einbauen
Regelmässige Bewegungspausen steigern die Konzentration. Ein kurzes Aufstehen, Strecken, ein paar Sprünge oder ein
kleiner Gang zum Fenster kann Wunder wirken. Manche Kinder können besser lernen, wenn sie dabei leicht schaukeln, auf
einem Sitzkissen sitzen oder einen Stressball in der Hand halten – solange sie dabei noch konzentriert arbeiten können.
Fazit: Mit Verständnis, Struktur und gezielter Unterstützung zum Matheerfolg
Mathematik ist für Kinder mit ADHS eine besondere Herausforderung – aber kein unüberwindbares Hindernis. Wenn Eltern
die Hintergründe verstehen, typische Anzeichen für Schwierigkeiten erkennen und den Alltag bewusst lernfreundlich
gestalten, kann sich vieles positiv entwickeln. Wichtig ist, dass Ihr Kind erlebt: „Ich kann Mathe lernen – auf meine
eigene Art, in meinem Tempo und mit der Unterstützung, die ich brauche.“
Mit Geduld, klaren Strukturen, anschaulichen Erklärungen und – wo nötig – professioneller Unterstützung kann auch Ihr
Kind Schritt für Schritt mehr Sicherheit gewinnen, sowohl im Rechnen als auch im Verständnis geometrischer Zusammenhänge,
die im Alltag immer wieder eine Rolle spielen. So wird aus Frust und Angst nach und nach ein Gefühl von Kompetenz und
Selbstvertrauen in Mathematik.
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