Erfahrungsbericht: “Wie Ads mit Hyperaktivität mein Leben beeinflusste” (Jana – 28)

Vielleicht schreibe ich zunächst mein Leben, wie ich es im Laufe der
Zeit gesehen habe (und dann dahinter, wie ich es dann später sah.

Ich bin Jana, 28 Jahre alt, und habe Add mit Hyperaktivität.

Meine Sicht mit etwa 20 Jahren auf mein Leben:

1. Kindheit und Grundschule, Familienprobleme
1.1. Kindergarten
1.2. Grundschulzeit
2. Jugend und Oberschule
3. Ausbildungszeit
3.1. Praktika und erste Probleme
3.2. Sicht ab zwanzig: (Mein Studium)
3.2.1. Erste Ahnung
3.2.2. Noch mehr Probleme und erste motorische Therapie
3.3. Endlich, die Diagnose und speziellere Therapien für Ads
(mediamentöse sowie Verhaltenstherapie)

1.1. Kindergarten:
Ich schilder im weiteren alle Eindrücke, die ich in bezug für Ads als wichtig
erachte: Beim barfußlaufen waren meine Zehennägel immer angestoßen,
ich hatte ständig einen Pflaster um, die Wunde platze immer wieder auf.
Mit drei Jahren kam ich in den Kindergarten, ich liebte es, dortzhinzugehen.
Wenn es ums Auschneiden ging, mocht eich dies gar nicht gern. Ich konnte
es einfach viel schlechter als meine Freunndin. Alles ausgeschnittenen sah
bei mir immer nur zick-zack-artig aus, oder ich schnitt irgendwelche
wichtigen Bestandteile der Bilder ausversehen weg. Meine Freundin
konnte es viel besser als ich… Lange habe ich gebraucht, um „trocken“
zu werden.Inzwischen hatte ich eine Schwester bekommen, sie
ist 3,5 Jahre jünger als ich. Irgendwann merkte ich, daß meine
Schwester fast immer alles viel besser und viel schneller als ich konnte.
Unsere Beziehung war denke ich, schon sehr stark durch Konkurrenz
geprägt. Auch wurde irgendwann die Beziehung zu meinem Vater
komplizierter, denn es schien so, daß alles, was meine Schwester
machte, ganz toll war. Wenn ich etwas machte, hatte es
nie den gleichen Stellenwert. Sie kopierte teilweise meine kreativen
Ideen, die sie dann meist viel schöner als ich ausgestalten konnte!
Naja, Pack schlägt sich, Pack verträgt sich…
In der Vorschule gab’s dann diese „dummen“ Schreibübungen,
das L-schreiben mußte schon mal geübt werden.. Das mochte ich
auch überhaupt nicht. Bei meinen Kurven brauchte man immer sehr
viel Vorstellungsvermögen, um diese daraus zu erkennen…Irgendwann
ging ich in der Zeit auch zur Krankengymnastik, mit vielen anderen Kindern.
Da wurden Gleichgewichtsübungen durchgeführt.Irgendwann hatte ich
keine Lust mehr dazu,es hieß, ob ich denn orthopädisch Schwimmen
gehen wollte. Das wollte ich bestimmt nicht, denn ich hatte Angst vor
Wasser, warum, weiß ich nicht. Mit sechs Jahren erzählten mir meine
Eltern daß ich eine Zwillingsschwester hatte,die nach kurzer Zeit gestorben
ist. Ich hatte danach , wenn ich an meine Zwillingschwester dachte,
das war allerdings sehr selten, immer die Vorstellung (wie kleine Kinder
sie eben haben, wenn Tiere sterben,) sie liegt in einem Mülleimer, da sie
kein Grab hatte.

1. 2. Grundschulzeit

Mit sechs kam ich in die Schule. Sie machte mir viel Spaß.
Vor allem habe ich ganz schnell Lesengelernt. Ich liebte von da
an, das Lesen. Ich konnte auch sehr gut vorlesen.
Auch Diktate und Mathematik waren einigermaßen. Irgendwann
führte unsere Lehrerin Hausaufgaben-Elefantenurkunden ein.
Man erhielt sie, wenn man zwei Wochen oder einen Monat
seine Hausaufgaben nicht vergaß. In der ersten Klasse schaffte
ich es gerade mal ein Urkunde zu erhalten….
Ansonsten hatte ich eine ganz schöne Sauklaue hatte ich.
Zuhause mußte ich oft die Hausarbeiten noch mal abschreiben,
weil sie meinem Vater zu unsauber waren…
In der zweiten Klasse freundete ich mich sehr gut mit einem
Zwillingsmädchen an.Ob das einen Zusammenhang nmit meiner
Schwester hat, weiß ich nicht genau. Manchmal stellte ich mir schon vor,
eine eineiige Zwillingsschwester zu haben, ich dachte mir, das ist bestimmt
sehr lustig und schön.
In der Klasse fühlte ich mich eigentlich wohl. Ich war zwar nicht der
„Star“ , aber dafür war ich, wie ich sage, in der , in der „Resteclique“. Dort waren
alle Mädchen, die nicht so gut waren, die super“brav“ und fein angezogen waren,
Mädchen die nicht gerade die neueste Mode anhatten, und auch den
Klassenclownmädchen, oder mit Mädchen, die tmanchmal träumten).
Ich hatte dort meinen Spaß und Freunde. Irgendwann meinte
unsere Lehrerin mit uns häkeln und stricken zu müssen
-ich habe es gehaßt, ich habe zwar angefangen, aber meine Mutter
hat alles zu Ende gestrickt und gehäkelt!!!!
Meine Mutter liebte ich sowieso sehr, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis,
sie stritt sich sogar wegen mir mit meinem Vater, weil ich nicht alles
so gut konnte, wie er wollte.. Vor lauter Interesse am Unterricht
war ich lange kaum zu bremsen. Ich rief ziemlich in den Unterricht,
und konnte mich teilweise kaum auf dem Stuhl halten.
Als es in der fünften Klasse um die Anschaffung eines Aquariums ging,
war ich sehr, sehr aufgeregt. Ich mußte vor die Tür !
Ausgerechnet ich, als sonst „braves“ Mädchen,
ich schämte mich sehr! Ansonsten standen eigentlich nur Jungen vor der Tür.
Meine Zeugnisse waren relativ gut, mittelmaß eben.(ein paar
Dreien -Handschrift, und Kunst natürlich).
Jetzt fing es langsam an, in Mathematik schwer zu werden:Ich schrieb
meine erste fünf. Ich mußte nun oft mit meinem Vater lange für
die Mathematikarbeiten üben…Ein neuer Klassenlehrer
versuchte mir verzweifelt beizubringen, daß ich meinen Mund halten soll.
Es gelang ihm auch, durch lautes drohendes Rufen, dann reichten
drohende Blicke, und ich hielt mir dann jedesmal vor Schreck die Hand
vor den Mund.(aber ganz schaffte ich es natürlich nie, denn wie soll das
gehen, wenn man immer, wenn es interessant wird, sich wie von „Strom“
aufgeladen fühlt……Manchmal kam ich aber auch aus dem „Mustopf“ und alle
lachten dann über mich.
Meine Schwester kam in den Handballverein. Dort saß bei den
Vereinsspielen ein vor Stolz überquellender Vater, der seine Tochter
bewunderte. Ich konnte ihm so etwas ja nicht bieten. Ich war halt über
all nur mittelmaß und lernte langsam! Ich spielte unabhängig davon in
einer Schul-AG Handball-aber ich wurde nie bei Schulspielen
mitgenommen… Außerdem war ja mein Chaos-Zimmer für ihn ja immer ein
Müllhalde! Ich will nicht sagen, daß mich mein Vater gar nicht mochte.
Er liebte mich schon. Er hat sich schon viel für mich eingesetzt,
und ihm verdanke ich vor allem meinen Schulabschluß. Auch nicht, daß ein
ADS-Kind einfach ist, aber ich hatte schon sehr große Probleme mit ihm.

2. Jugend und Oberschulzeit
In der Oberschulzeit nervte mich es sehr, daß ich sehr viel Schlaf
brauchte, um „fit “ zu sein. 10 Stunden brauchte ich. Selbst später
noch, mit 18 Jahren. Die Oberschulzeit, die mit einem mittelmäßigen
Abitur endete, (davon 4 Jahre Gymnasium und 3 Jahre Gesamtschule, da ich
immer schlechter wurde) war, in bezug auf meine Klasse echt Folter für
mich: Ich wurde immer ausgelacht, und wurde fertiggemacht. Jeden Tag
mußte ich in diese Klasse und mir immer wieder Kränkungen anhören.
Ich fraß alles in mich hinein, baute mir einen dicken Schutzpanzer auf,
keiner durfte mich verletzen. Ich ließ äußerlich alles abprallen und litt
vor mich diese vier Jahre darunter sehr. Sehr oft kam ich weinend
nach hause, nachdem meine Freundiun die Schule gewechselt hatte,
nun war ich ganz alleine. Ich habe sogar Pausen alleine im Klassenzimmer
verbracht, da ich mich nicht traute, mit den anderen mitzugehen.
War doch ein Spruch von einer Klassenkameradin: : „Sage
bloß nicht daß wir zusammen telefonieren!“
Ich kam mir vor, wie eine Jüdin im Nationalsozialismus!
Natürlich waren die anderen Schuld, alle waren gemein zu mir.
Dafür verkroch ich mich dann zuhause in Büchern,
ich schaffte es, teilweise acht Bücher aus der Bibliothek
in einer Woche zu verschlingen.
Meine einzige erklärung war, daß ich nicht immer die
neusten Sachen hatte, und auch meinen eigene Stil hatte.
Ich zog halt an, was mir gefiel. Mich interessierte Kleidung nicht
besonders. Besonders diese oberflächlichen Mädchen mochte ich nicht,
die sich mit Küsschen und „Süße“ begrüßten.
Meine Grundschulfreunde habe ich heute immer noch. Ich habe sie in der
Zeit oft gesehen, auch meine Freundin aus dem Kindergarten.
Im Sportunterricht liebte ich zu Turnen. Meine Mutter war mit mir
jahrelang zum Kinderturnen gegangen, was ich weitermachte. Ich konnte
alle Geräte eigentlich recht gut. Eine Zwei, war sehr oft drin,
manchmal sogar besser. Nur einmal habe ich eine Vier bekommen:
Schwebebalken. (ich wackelte ja auch ziemlich hin und her- ich war sehr
enttäuscht- ich, die nicht schlecht turnt, habe im Geräteturnen eine Vier!)
Sehr schön war eine Kirchenjugendgruppe für mich,
da lachte mich zumindest keiner aus, und fühlte mich dazugehörig.
Wir haben viel zusammengemacht, und auch gesungen.
Was mich besonders beeindruckte, war der Spruch:
„Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst.“
Ja, das woill ich irgendwann erreichen, sagte ich mir.
Ich fragte mich, warum können die anderen in der Schule
dies nicht praktizieren, dann würde mich jeder akzeptieren, wie ich bin“
Vor allem im Sportunterricht merkte ich, daß ich Bewegungen sehr
schlecht nachmachen konnte.Es war wie eine Wand dazwischen:
Ich sah die Bewegungen, konnte sie aber einfavch nicht umsetzen.
Da dachte ich, daß ich schon irgendwie anders als die anderen war.
Aber eins wußte ich: Ich bin nicht blöd! Erklären konnte ich mir das ganze
nicht. Ich dachte, naja gut, dann kann ich einfach schlecht Kugelstoßen.
Auch Jazzdance, den wir einmal machten, war für mich der reinste Horror.
Wenn das Kommando „links'“ kam, ging ich garantiert nach rechts,
wenn alle nach vorne gingen, ging ichgarantiert nach hinten…
Ich schämte mich sehr. Ich wäre am liebsten nur weggelaufen.
In der elften wechselte ich die Schule. Ich entschied mich,
einen Neuanfang zu machen. Bestimmt dachte ich, wird alles besser.
Endlich fühlte ich mich besser. Nur leider stellte ich mit Entsetzen
nach einem halben Jahr fest, daß „es“ wieder von neuem losging.
Ich fragte mich: Bin ich doch etwa „schuld“, daß mich alle
nicht mögen? Aber ich fragte mch voller Verzweiflung:
sagte mir: Was habe ich denen getan?
Manchmal sprang ich vor Freude auf, wenn ich eine einmal eine gute Note in
Mathematik erhalten hatte. ich quatschte auch immer, wenn mir es bnicht
gelang, ruhig zu bleiben, dazwischen. Inzwischen ist mir klar, daß ich
dadurch einfach „anders“ war, ich wußte nicht, was los ist, und das
fanden die anderen natürlich komisch…
Ich lernte durch eine Freizeitsfahrt jemand kennen, den ich sehr bewunderte,
war er mir doch wie ein großer beschützender Bruder, der brachte mir
bei, daß ich mich auch wehren konnte. Langsam wehrte ich mich. Mit
Entsetzen stellte ich nach zwei Jahren fest, daß ich ihn liebte-das
durfte nicht sein-er war doch mein Kumpel, der ganz andere Frauen
liebte….-ich durfte mein Gefühl nicht wahrnehmen, er könnte mich ja
auch verletzen, wie alle anderen!
Ich lernte erst sehr spät , auf Mimik und Gestik zu achten.
Einmal traf ich eine Freundin. Sie wollte eigentlich schlafen, aber ich
redete und redete…. Sie lag im Bett und sagte mir sehr
deutlich, ob ich denn nicht merkte, daß sie denn schlafen will?
Ich fing dann an, zu überlegen, und stellte mit Erstaunen fest,
daß man auch auf Mimik und Gestik achten sollte, um nicht
in solche Situationen zu geraten.
Als ich gerade stolz von meinem Abitur erzählte, bedeutete meine
Schwester mir, ich hätte ja das Abitur „nur“ auf einer Gesamtschule
gemacht-sie sei ja auf dem Gymnasium…Das kann ich Ihr sehr schlecht
verzeihen. Später erzählte sie mir, sie hätte es nicht so gemeint.
Aber ausgesprochen hatte sie es nun mal. Nun war klar, ich war weniger
„Wert“ als sie.

3. Ausbildungszeit
3.1. Praktika und erste Probleme,
Nach der Schule wollte ich eine sozialen Beruf ergreifen, ich machte ein
freiwilliges soziales Jahr.
Alles war schön, ich arbeitetemit vollem Elan begeistert darauf los!,
Der Elan ist aber, leider, wie ich nach zwei Monaten leider feststellen mußte,
über sein Ziel weit hinausgeschossen…Peinlich, was ich da ablieferte,
aber ich ging ja auch davon aus, daß mir jeder, wenn etwas nicht ok
ist, seine Meinung sagt, genauso, wie ich es mache.
Ich wurde sehr kritisiert, und fiel in eine Depression.
(konnte ich damals noch nicht benennen)
Die Konsequenz daraus war, daß ich vor jeder kleinsten Handlung
Angst bekam: Sie könnte ja falsch sein.
Eigentlich fragte ich mich aber, warum ich ständig mit Problemen
konfrontiert bin,( ich fragte mich, wie ich es damals formulierte,
warum bin ich so, wie ich bin?). Ich verkroch mich in mein Zimmer,
weinte viel, arbeitete automatisch weiter, und sah keine meiner
Freunde- ich war der Auffassung, sie verstehen mich sowieso nicht.
Ich verstand mich ja selbst nicht. Ixh erhielt aber lange keine Antwort
darauf.)
Dann fing ich auf anraten meiner Mutter eine Therapie an, die ich oft
unterbrach, weil ich dachte, es ist ja jetzt alles OK.
In der Zeit lernte ich meinen Freund kennen, mit dem
ich immer noch zusammen wohne.
Nach dem Jahr habe ich ein Vorpraktikum im sozialen Bereich gemacht.
Natürlich stieß ich da auch wieder auf Probleme.Ich wußte schon, als ich
zehn war, was ich werden möchte es war mein Traum.
Das Ergebnis war, man ließ mich nicht an die Schule. Traum kaputt.
Ein Lehrer sagte mir, ich solle von meinem Traumpferd herunterkommen,
ich schaffe den Berufsabschluß sowieso nicht!!-und das nennt man dann Lehrer!

3.2. Sicht ab zwanzig: Mein Studium
Ich beschloß ein Studium anzufangen, was mich witzigerweise genau auf
mich bringen sollte. Im Studium kam das Thema auf Hyperaktivität.
Das war sehr interessant, aber es hatte nicht mit mir zu tun- also,
über Tische und Bänke bin ich früher ja nicht gehüpft….
Am Abend war ich immer völlig müde, nur noch fernsehenkonnte ich,
zu etwas anderem war ich nicht in der Lage…
Mein Woche war ja auch immer sehr voll mit Lateinhausaufgaben,
Referaten, Arbeiten schreiben.., Vorlesungen, Seminare, und Prüfungen)
Ich machte meinen Führerschein-in einer der größten Städte: Eine
Daueraufgabe- Ich sollte vier Prüfungen benötigen. Mein Fahrlehrer sagte
immer: Du bist König der 30-er Zone! (denn mit der Übersicht hatte ich es
nicht… ) Meine Mutter unterstützte mich, ich wurde ja auch als jemand
erzogen, der immer kämpft, und nicht aufgibt, so biß ich mich durch…

3.2.1. Erste Ahnung
Erste Hinweise erhielt ich beim Lernen für die Zwischenprüfung:
Ich erkannte ich, daß meine schlechte Handschrift mit
Konzentrationsproblemen und schlechter Feinmotorik,
in Verbindung stehen muß. Also konnte ich gar nichts für meine
Handschrift, alles Gezeter war umsonst gewesen.
Irgendwann, mit 23 Jahren habe ich dann angefangen, mich mit meiner Geburt
auseinanderzusetzen. Ich war mit meiner Mutter bei einem Vortrag mit dem Titel:
ein Vortrag über „natürlich besser sehen. Darin wurden Ursachen für Kurzsichtigkeit
gennannt , unter anderem: Ereignisse im Leben. ich fragte mich, warum ich denn so stark
> kurzsichtig bin. Von da an, machte ich ab und zu kinesiologische Übungen.
Meine Eltern waren gerade verreist, und ich grübelte, was denn da in
meinem Lebnn so früh passiert war. Ich kam darauf: Ich hatte eine
Zwillingsschwester, die schon kurz nach der Geburt gestorben war,
und ich war eine Frühgeburt…, das wußte ich. Mir ging’s psychisch
sehr schlecht, meine Therapie machte ich noch. Da
informierte ich mich, bei jemand, der mich damals im Krankenhaus gesehen
hat. Sie erzählte von den sterilen Verhältnissen, die Kinder lagen
hinter einer Glasscheibe, und die Eltern durften nur insgesamt zweimal
hinein… Ich bekam, als sie ging, einen ziemlichen Zusammenbruch. Ich durchlebte
plötzlich irgendwie alles noch einmal.schwer zu beschreiben, für jemand,
der so etwas noch nicht mitgemacht hat. Auch habe ich sehr
um meine Zwillingsschwester getrauert, und Gewissensbisse gehabt,
daß ich sie nie an meinem Leben habe teilhaben lassen.
Irgendwann kamen meine Eltern zurück, und ich fragte sie genau aus.
Da erfuhr ich, daß meine Mutter schon ab dem 5. Monat im Krankenhaus
lag, und Valium bekam, da die Wehen zu früh eingesetzt hatten.
Nach zwei Monaten wurde das Fruchtwasser getestet, die Geburt wurde zum Chaos-
Keiner wußte, daß Zwillinge im Bauch waren, die dazu noch quer lagen.
Später wurde ich oft von den Krankenschwestern als Stationsliebling
herumgetragen wurde, und nach der Entlassung sofort zum gerade neu
eröffneten Risikokinderstelle kam, da ich einige der frühkindlichen
Reflexe noch hatte, die mich ja sonst in der Entwicklung behindert
hätten. Also hatte ich dann vom Alter von 3 Monaten bis zum sechsten Jahr
durchgängig Krankengymnastik.Ich lernte verzögert laufen und
sprechen.(Auch, daß meine Eltern immer mit den Lehrern sprachen, und auf
meine Frühgeburt, auf eine „Konzentrationsschwäche, von der sie aber
nicht die genauen Folgen kannten) hinwiesen, und Ihr Wissen, daß ich für
vieles länger brauche). So spürte ich selten viel Ablehnung.

3.2.2. Noch mehr Probleme und erste Therapie

Dann hörte ich in der Universität von einer sensorischen
Integrationstherapie. Ich staunte: Ja, genau das brauchte ich. Ich bekam
die Adresse von einer Therapeutin. Durch das Gespräch fiel mir vieles
wie Schuppen von den Augen. Mein ewiger Führerschein…., meine
Handarbeitsprobleme…., meine Tolpatschigkeit….
Aber ADS spielte noch keine Rolle. Eben eine minimale Hirnschädigung.
Durch ein ADS-Seminar erfuhr ich, daß es auch Add ohne Hyperaktivität
gibt. Es paßte soviel auf mich!!!! Ich ahnte, daß ich add ohne
Hyperaktivität habe. Ich machte meine Therapie und war wahnsinnig
optimistisch. alles konnte jetzt „behoben “ werden, ich brauchte zwar
ein bißchen Zeit, aber alles wird weggehen. Ich hatte keine Ahnung, wo
ich ADS feststellen lassen konnte. Meiner Neurologin hatte ich ja daß,
was ich vor meiner Krankenakte wußte-Frühgeburt, Koordinationsprobleme
erzählt, aber sie hatte ja noch nicht mal einer Ahnung, welche
Therapeutin diese Therapie machen könnte!
Erst später besorgte ich mir alle Krankenakten. Dort stand dann des Rätsels Lösung:
Ich mußte schon eine leichten Sauerstoffmangel vor oder bei der Geburt erlitten haben.
Auch wurde ich 3 Wochen beatmet. Nun wußte ich,daß ich mit meinen 1400 gr
dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen war. Ich ahnte langsam, daß
meine Trotteligkeit und viele meiner Probleme da die Ursache haben könnten.
Mir fiel ein, daß mir oft Dinge heruntergefallen sind, …und meine „Träumerei“.
Ich kam darauf, daß vieles durch mein Gehirn verursacht sein könnte,
auch meine Vergesslichkeit in Sachen Hausaufgaben.
Auch wußte ich jetzt, daß es noch Krankengymnastikakten geben muß. Ich
holte sie mir: Durch das Lesen erinnerte ich mich, daß ich schlecht auf einem
Bein stehen konnte. Das ließ mich auf Koordinationsprobleme schließen..
Im Studium litt ich sehr darunter, daß ich es nicht schaffte,
meine Zwischenrufe zu stoppen.
Im Studium lief nicht mehr alles so reibungslos. Im Alter zwischen 22
und 24 Jahren mußte ich eine Prüfung, wo es auf Räumlichkeit ankam,
viermal wiederholen, es hätte fast das Ende des Studiums bedeutet. Aber,
daß dort die Räumlichkeit so wichtig war, und daß ich damit wohl
Probleme hatte, fiel mir erst nach der dritten Prüfung auf, ich war es
ja gewohnt, mit einem großen Arbeitsaufwand vieles doppelt zu machen.
Nach der dritten Prüfung machte ich mich auf zur studentischen
Behinderungsberatung, mir schwante, meine Konzentrationsprobleme
undmeine schlechte Motorik eine Ursache für das ständige Verrsagen sein könnten.
Sie sollten mir helfen, daß ich einen Nachteilsausgleich erhalte
(Ausgleich, der es einem als Behinderter trotzdem Prüfungen zu schaffen,
durch gesonderte Bedingungen)… Ich schaffte die Prüfung, mit nur einem Fehler!!!!!!!
Nachdem ich meiner Dozenten an der Uni eine ADS in Reinform vorgeführt hatte,
(müde- ein Irrwisch, nichts klappt, keine Zeitplanung, Vorbereitungen
nicht geschafft ) riet sie mir, mit dem Studium aufzuhören. Also, nach
Gesprächen mit Freunden von meinen Eltern, und mit Freunden, die das
gleiche studieren, kam ich zum Ergebnis, mich nicht beirren zu lassen,
den „Ausrutscher“ zu verdrängen und weiterzstudieren. Trotzdem war ich wie
gelähmt, und belegt im gleixcchen Fach erstmal nichts mehr.
Der Schock mußte verarbeitet werden.
Die studentische Beraterin erzählte von e-Mail-Gruppen von Betroffenen.
In der Zeit las ich auch irgendwann den Bogen von Add- Online. Ich
dachte, das kann ja nicht wahr sein. Da hatten sie mich
beschrieben-also, da dachte ich, ich bin einzigartig, und alles an mir
nur eine „Störung““?????
1998:
Ich wollte unbedingt noch etwas für die Uni schaffen. Ich bekam
Zuckungen bei Bewußtsein. Meine Neurologin vermutete
Epilepsie. Am Ende war das Ergebnis, daß ich keine Epilepsie habe, aber
ich aufpassen muß, daß ich keinen Streß durchmache, da sonst schnell
Epilepsie auftreten kann. Ich verfiel wieder in eine Depression, denn
ich hatte gehört, daß ich meinen Beruf mit Epilepsie nicht machen darf..
Trotzdem rappelte ich mich nach zwei Monaten wieder auf, und machte
weiter, wie immer.

3.3. Endlich, die Diagnose und die eine Ads-entsprechende Therapie
(medikamentös und Verhaltenstherapie)

Lange Rede, kurzer Sinn, ich kam zu der deutschen Mailingliste
Ich hatte endlich Menschen gefunden, die alle die gleichen Probleme wie ich
und Verständnis hatten! Ich konnte es nicht fassen. Meine Eltern
bemängelten, daß ich mich zu sehr mit meiner Diagnose
beschäftigte, ich solle doch mal weiterstudieren! Sie können überhaupt
nicht verstehen, daß dies für mich soooo wichtig war.
Ich habe endlich im September des letzten Jahres über die Gruppe einen
Spezialisten gefunden… : Der diagnostizierte: Add Mischtyp -Add mit
Hyperaktivität.
Seit Oktober nehme ich Ritalin, die Einstellungsphase ging sehr
schnell, auch habe ich Verhaltenstherapie angefangen (Ich bin ja über
das Studium, was Kinder anbetrifft, bestens Informiert, hatte eben keine
Ahnung, daß die Behandlung bei Erwachsenen ähnlich ist!)
Ich bin jetzt sehr viel optimistischer, daß ich vieles schaffe, was ich
mir vornehme, und auch, daß ich schon irgendwie meinen Berufswunsch
schaffe. Auch hatte ich das Gefühl, daß ich dmit Hilfe von Ritalin mich
das erste mal in hitzigen Diskussionen so verhalten kann, wie ich will:
Ich kann ruhig abwarten! Vor allem lerne ich jetzt, wie ich es schaffen
kann, mein Chaos in den Griff zu „kriegen“. Ich bin sehr glücklich.

hyperaktiv.de bedankt sich für diesen Beitrag!

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