Hyperaktivität: Sportliche Betätigung fördert kognitive Fähigkeiten und innere Ruhe

Bei einer Hyperaktivität ist bei den Betroffenen – wie der Name bereits hergibt – ein überhöhtes Maß an Aktivität zu beobachten. Nun wäre es plausibel zu sagen, dass dieser gesteigerte Bewegungsdrang im Rahmen sportlicher Betätigung ausgelebt werden kann. Ganz so einfach und simpel ist die Behebung der Verhaltensstörung zwar nicht, doch kann regelmäßiger Sport durchaus eine positive Auswirkung auf Kinder bzw. Menschen mit Hyperaktivität haben.

Neben Medikamenten und Psychotherapie ist Sport ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung von Personen mit Hyperaktivität bzw. ADHS. Es hat sich gezeigt, dass regelmäßige sportliche Betätigung die kognitiven Fähigkeiten, also die Konzentration und Gedächtnisleistung verbessern kann. Zudem fördert die zielgerichtete Aktivität die innere Ausgeglichenheit und kann so helfen, einen angenehmeren Umgang mit Hyperaktivität zu finden.

Die Wahl der passenden Sportart

Wenn es darum geht, eine sportliche Betätigung aufzunehmen, um positive Auswirkungen im Hinblick auf die Hyperaktivität zu erzielen, ist die Wahl der Sportart von wesentlicher Bedeutung.

Während körperliche Betätigung zu einem Wohlgefühl und innerer Ruhe führen kann, ist auch das Gegenteil möglich. Insbesondere wenn der Leistungsdruck zu stark wird, kann Sport sogar einen negativen Effekt mit sich bringen. Hierbei spielt auch immer der persönliche Charakter des Kindes eine Rolle. Fußball kann für die einen ein idealer Sport sein, der gleichzeitig den Teamgeist fördert. Für andere können die anstehenden Spiele gegen andere Mannschaften zu viel Druck ausüben.

Prinzipiell kann auch bei moderaten Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Laufen ein Leistungsstreben aufgebaut werden und in großem Druck resultieren. Es ist daher stetig zu beobachten, wie das Kind auf die sportliche Betätigung reagiert.

Hat das Kind bereits den Wunsch einer bestimmten Sportart nachzugehen, sollte diesem – sofern möglich – nachgegangen werden. Schließlich werden sich die positiven Effekte mit aller Wahrscheinlichkeit nur einstellen, wenn Freude an der Aktivität gefunden wird. Ist das Kind unentschlossen, können zunächst verschiedene Sportarten ausprobiert werden. Bei den meisten Turnvereinen ist es kein Problem, eine Probestunde zu vereinbaren. Eine andere Möglichkeit sind Camps mit sportlichem Fokus oder eine Sommerschule wie Skola, wo teambildende Sportarten eine wesentliche Rolle spielen. Bei solchen Programmen ist der Vorteil, dass das Kind nicht in eine bestehende Gruppe hineinwachsen muss, sondern eine komplett neue Konstellation von Kindern entsteht.

Die Vorteile von sportlicher Betätigung bei Hyperaktivität

Es ist allseits bekannt, dass regelmäßige sportliche Betätigung einen positiven Effekt auf Körper und Geist hat – dies gilt sowohl für Menschen mit als auch ohne Hyperaktivität.

In verschiedenen Studien wurde untersucht, wie sich Sport bei Kindern mit Hyperaktivität auswirkt. Es hat sich herausgestellt, dass eine gezielte körperliche Aktivität gleich mehrere positive Effekte mit sich bringen kann. So war zu beobachten, dass Sport die kognitiven Fähigkeiten verbessert. Bei Kindern mit Hyperaktivität, die sportlich aktiv waren, konnte eine verbesserte Aufmerksamkeit sowie eine höhere Gedächtnisleistung festgestellt werden.

Handelte es sich bei der ausgeübten Aktivität um einen Teamsport, wirkte sich dies bei den meisten Teilnehmern zudem auf die soziale Kompetenz auf. Neben einem gesteigerten Selbstwertgefühl wurden Eigenschaften wie Fair-Play, gewaltfreie Interaktionen und allgemeine Teamfähigkeit gefördert.

Herausforderungen bei Hyperaktivität und Sport

Sport als Behandlungsmethode für Kinder mit Hyperaktivität bringt nachgewiesenermaßen diverse positive Effekte mit sich. Allerdings ist die Umsetzung nach Angabe von betroffenen Eltern, Trainern und Sportlehrern nicht immer ganz unproblematisch. Bei schweren Symptomen kann es zu sehr impulsiven bis aggressiven Verhalten kommen, was insbesondere bei Teamsportarten Komplikationen mit sich bringen kann. Eine Verletzungsgefahr ist in solchen Fällen nicht nur für das Kind mit Hyperaktivität, sondern für alle Teilnehmer gegeben.

Eine weitere Herausforderung geht mit möglichem mangelndem Sozialverhalten einher. Gerade Kinder mit Hyperaktivitäts-Syndromen als Teil einer ADHS-Erkrankung haben oft Schwierigkeiten, sich an Regeln zu halten.

Die genannten Herausforderungen bei Hyperaktivität in der Kombination von sportlicher Aktivität sollten keinesfalls abschrecken, wohl jedoch im Hinterkopf behalten werden. So ist es in jedem Fall von großer Importanz die Sachlage offen zu besprechen.

Hyperaktivität offen kommunizieren

Hyperaktivität ist eine Krankheit, die man nur schwer verheimlichen kann und auch nicht sollte. Um möglichen Problemen vorzubeugen, sollte vor dem Start ein Gespräch mit dem Trainer der neuen Sportart geführt werden. Erläutern Sie die Verhaltensweisen Ihres Kindes und besprechen sie gemeinsam, wie in welchen Situationen reagiert werden kann und sollte. Möglicherweise ist auch das Tragen einer zusätzlichen Schutzausrüstung sinnvoll, da es durch den gesteigerten Bewegungsdrang eher zu impulsiven Handlungen und Verletzungen führen kann.

Im Gespräch mit dem Trainer sollten Vorsichtsmaßnahmen und konkrete Handlungsschritte besprochen werden. Eine Sonderbehandlung sollte hingegen vermieden werden. Gerade bei Teamsportarten wird durch die gleiche Behandlung aller Beteiligten die soziale Interaktion gefördert.

Je nach Kind kann es sinnvoll sein, nach einer Aktivität zu suchen, die in kleinen Gruppen durchgeführt wird. Auf diese Weise hat der Trainer bessere Möglichkeiten, auf jeden Einzelnen einzugehen.

Sport ‒ ein wichtiges Medium bei Kindern mit Hyperaktivität

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sportliche Betätigung bei Kindern (mit Hyperaktivität) fast schon ein Muss ist. Die positiven Effekte wiegen die möglichen Herausforderungen, die Sport und Hyperaktivität mit sich bringen können, in der Regel bei Weitem auf. Eine Förderung der kognitiven Fähigkeiten, verbesserte soziale Kompetenz und ein erhöhtes Selbstwertgefühl sind nur einige Pluspunkte, die das regelmäßige Betreiben von Sport mit sich bringt. Wichtig ist natürlich, dass das Kind Spaß an der Aktivität hat und nicht gezwungen wird, diese auszuüben.

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